1. Einleitung
Menschen im Autismus-Spektrum und ihre Familien stehen im Alltag vor vielen Herausforderungen. Besonders in Krisensituationen kann es zu Eskalationen kommen, die nicht nur die betroffene Person, sondern auch das gesamte Umfeld belasten. Unser Ansatz setzt auf eine engmaschige, individuelle Begleitung mit einem klaren Fokus auf Deeskalation und Prävention.
2. Herausforderungen und Eskalationsformen
Eskalationen können sich in verschiedenen Verhaltensweisen zeigen:
- Körperliche Aggressionen: Kratzen, Beißen, Treten, Schlagen, Schubsen.
- Mimisch-gestische und sprachliche Aggressionen: Drohgebärden, verbale Bedrohungen, feindselige Blicke.
- Autoaggressive Verhaltensweisen: Sich selbst schlagen, den Kopf gegen die Wand schlagen, Haare ausreißen.
- Sachaggressionen: Gegen Mobiliar treten, Geschirr zerschlagen, Stühle werfen.
Diese Verhaltensweisen entstehen oft durch eine fehlende oder missverstandene Kommunikation und mangelnde Anpassung der Umgebung an die Bedürfnisse autistischer Personen.
3. Ursachen und Prävention
Ein zentrales Problem ist die unterschiedliche Wahrnehmungsverarbeitung autistischer Menschen. Sie haben oft Schwierigkeiten, Reize zu filtern, was zu Überforderung und in der Folge zu herausforderndem Verhalten führt. Wichtige Faktoren zur Prävention sind:
- Individuelle Kommunikationsstrategien: Einsatz von Piktogrammen, Strukturplänen und assistiver Technologie (z. B. iPads).
- Klare und verlässliche Strukturen: Tagesabläufe und Handlungspläne geben Sicherheit.
- Wertschätzende Begleitung: Respekt und Achtung der Privatsphäre sind essenziell.
- Sensibilisierung des Umfelds: Schulungen und Beratung für Fachkräfte, Familien und Institutionen.
4. Digitale Begleitung als innovativer Ansatz
Unsere digitale 1:1-Begleitung setzt auf unmittelbare Unterstützung im Alltag. Über digitale Endgeräte wie Headsets oder Tablets begleiten wir Familien in Echtzeit, ohne die autistische Person in ihrer gewohnten Umgebung zu stören. Beispiele für den Einsatz:
- Unterstützung bei alltäglichen Herausforderungen (z. B. Essenssituation, Morgenroutine).
- Analyse von Verhaltensweisen und Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Situation.
- Stärkung der Eltern und Fachkräfte durch kontinuierliche Reflexion und Beratung.
5. Individuelle Betrachtung und langfristige Begleitung
Jede autistische Person ist einzigartig. Daher entwickeln wir individuelle Konzepte, die sich an den persönlichen Bedürfnissen orientieren. Berücksichtigt werden:
- Frühkindliche Erfahrungen (z. B. Bindungsmuster, Traumata, FAS).
- Diagnosehistorie und bisherige Unterstützungsmaßnahmen.
- Potenziale, Interessen und emotionale Entwicklung.
In vielen Fällen wurden notwendige Maßnahmen zu lange hinausgezögert oder falsch angewendet, was die Situation der Betroffenen zusätzlich verschärft. Unser Ansatz setzt deshalb auf eine umfassende Analyse und langfristige Begleitung, um nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.
6. Zusammenarbeit
Zur erfolgreichen Unterstützung ist ein interdisziplinärer Ansatz notwendig. Wir arbeiten eng mit:
- Kinder- und Jugendpsychiatrien, Psychiatern
- Schulen und Bildungseinrichtungen
- Ämtern für Rehabilitation und Jugendhilfe
- Angehörigen und Fachkräften
7. Fazit
Unser Ziel ist es, Menschen im Autismus-Spektrum ein würdevolles, inklusives Leben zu ermöglichen. Durch gezielte Frühintervention, individuelle Begleitung und digitale Unterstützung können wir Eskalationen vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig verbessern.
Konzept
Zielsetzung
Das Hauptziel der intensiven digitalen Begleitung ist es, Eskalationen zu vermeiden und präventiv einzugreifen, indem eine engmaschige Unterstützung von Familien und deren Umfeld angeboten wird. Durch strukturierte Maßnahmen soll eine bessere Lebensqualität für autistische Menschen sowie deren Familien und Bezugspersonen erreicht werden.
Grundlagen der Begleitung
Autistische Menschen haben oft besondere Herausforderungen in der Wahrnehmung, Kommunikation und Interaktion. Missverständnisse in der sozialen Kommunikation sowie Probleme in der Reizverarbeitung können zu Spannungen und aggressiven Verhaltensweisen führen. Um dem entgegenzuwirken, wird eine individuell angepasste Begleitung benötigt, die folgende Kernbereiche umfasst:
- Wahrnehmung und Kommunikation
- Emotionale und soziale Entwicklung
- Individuelle Handlungskonzepte
- Krisenprävention und -intervention
- Zusammenarbeit mit Fachkräften und Institutionen
Erscheinungsformen von Eskalationen
Typische Eskalationen lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen:
- Körperliche Aggression: Kratzen, Beißen, Treten, Schlagen, Schubsen
- Mimisch-gestische und sprachliche Aggression: Drohgebärden, böse Blicke, verbale Drohungen
- Autoaggressive Verhaltensweisen: Sich selbst schlagen, Haare ausreißen, Kopf gegen Wände schlagen
- Sachaggressive Verhaltensweisen: Gegen Möbel treten, Kleidung zerreißen, Geschirr zerschlagen
Durch eine gezielte Strukturierung des Alltags und präventive Maßnahmen kann die Wahrscheinlichkeit solcher Eskalationen minimiert werden.
Methodik der Digitalen Begleitung
Die digitale Begleitung bietet den Vorteil, dass autistische Personen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben und keine zusätzliche Reizüberflutung durch Fremdeinflüsse erfahren. Die Unterstützung erfolgt durch:
- Echtzeit-Begleitung via Headphone/iPad: Direkte Unterstützung in Krisensituationen
- Schriftliche und nonverbale Kommunikation: Anpassung an individuelle Bedürfnisse
- Regelmäßige Online-Beratungen: Begleitung der gesamten Familie und des Umfelds
- Langfristige Begleitung und Dokumentation: Nachvollziehbare Entwicklungsfortschritte
Warum digital?
Zum einen, weil wir so eine größere Reichweite haben und mehr Menschen begleiten können. Der Hauptpunkt ist jedoch, dass Menschen im Spektrum oft große Probleme haben, sich persönlich auszutauschen. Gleichzeitig haben sie häufig einen sehr guten Bezug zur digitalen Arbeit, Freizeitgestaltung und Kommunikation. All das nutzen wir, um eine Brücke zu schlagen.
Wir gelangen in den Kreis der Familie und sprechen in einer autistenfreundlichen Form für besseres Verständnis. Das trägt dazu bei, dass wir schnell Zugang erhalten und den Menschen im Spektrum die für Sie so wichtige Kontrolle überlassen. Sie haben die Gewissheit, jederzeit deutlich machen zu können wenn Sie nicht mehr können. Notfalls durch ausschalten was noch nie vorgekommen ist. Alleine die Distanz durch den Computer schafft einen geschützten Raum, in dem sie sich leichter öffnen können.
Auch die Angehörigen profitieren davon, denn sie benötigen nicht wieder eine Assistenz, um das Haus verlassen zu können. Sie können von zu Hause aus selbst aktiv eingreifen.
Von der Wissensvermittlung über gezielte Infos zu Themen wie Erziehung, autistische Kommunikation, Geschwister, Ernährung, Alltag, Teilhabe, Hilfsmittel, Bildung – die digitale Begleitung bietet umfassende Unterstützung und ermöglicht es den Familien, sich direkt einzubringen und den Alltag gemeinsam mit ihrem Kind zu gestalten.
Handlungskonzept zur Prävention und Intervention
1. Prävention
- Strukturpläne und visuelle Unterstützung
- Individuelle Reizfilterung zur Vermeidung von Reizüberflutung
- Förderung der Selbstregulation und Stimming-Techniken
- Einbindung von Spezialinteressen zur positiven Verstärkung
2. Intervention in Krisensituationen
- Sofortige digitale Unterstützung in akuten Krisen
- Gemeinsame Reflexion der Situation und Entwicklung von Bewältigungsstrategien
- Individuell angepasste Kommunikationsformen (z. B. unterstützte Kommunikation)
Zusammenarbeit mit Fachkräften und Institutionen
Eine enge Kooperation mit relevanten Fachkräften ist essenziell, um ein stabiles Helfersystem aufzubauen. Dazu gehören:
- Schulen, Kitas und Tagesförderstätten
- Kinder- und Jugendpsychiater, Psychiater sowie Therapeuten
- Ämter für Rehabilitation und Jugendhilfe
- Medizinische und pädagogische Fachkräfte
Individuelle Betrachtung und langfristige Begleitung
Jede Person mit Autismus ist einzigartig. Daher ist ein standardisiertes Vorgehen nicht zielführend. Stattdessen wird jede Begleitung individuell angepasst unter Berücksichtigung von:
- Frühkindlichen Ereignissen (z. B. Bindungserfahrungen, FAS)
- Diagnosegeschichte und bisherigen Maßnahmen
- Vorhandenen Potenzialen und Interessen
- Emotionalem Alter vs. chronologischem Alter
So lösen sich nach und nach alle relevanten Probleme.
Manchmal ist jedoch so viel schiefgelaufen, dass Kinder, Jugendliche oder Erwachsene keinen Kontakt mehr eingehen, alles verweigern und jede Konsequenz über sich ergehen lassen. Schlicht aufgegeben haben und alles absitzen.
Eltern wie Fachkräfte erleben dann eine tiefe Hilflosigkeit – und finden niemanden mehr, der bereit ist, mit ihnen zu arbeiten oder der anerkennt, dass hier etwas gewaltig schiefgelaufen ist.
Statt einer echten Ursachenforschung gibt es oft nur noch stereotype Antworten: „Hier braucht es Medikamente.“, „Ihr Kind muss in die Klinik.“, „Es benötigt eine Behandlung.“ Dann folgt die Klinikeinweisung, monatelange Behandlung – mit dem Ziel, die betroffene Person zurück in Schule, Arbeit oder eine Einrichtung zu bringen und die Schwierigkeiten „wegzutherapieren“. Das Vorgehen bringt nichts es eskaliert immer wieder. Betroffene sind die Leitragenden.
Doch so funktioniert es nicht. Im Gegenteil: Oft entstehen durch solche Maßnahmen zusätzliche Belastungen und neue Traumata, die den Alltag noch schwerer machen. Der Kreislauf schließt sich: Fehlverhalten führt zur Klinik, weiteres Fehlverhalten führt zur Unterbringung, und dort wird bei jeder Eskalation das gleiche Muster wiederholt. Manchmal über Jahre hinweg – ohne echte Veränderung. Personal wechselt und nach einiger Zeit weiß niemand mehr was eigentlich los ist… aber was Betroffene hier ertragen müssen ist grausam. Sie werden nur noch auf ihr Fehlverhalten reduziert.
Wir alle müssen verstehen das wir einen wesentlichen Anteil daran haben!
Es zeigt sich deutlich wieder und wieder :
Dies ist keine Lösung im Sinne eines Lebens in Würde.
Genau diesen Kreislauf wollen wir durchbrechen.